In der inländischen Drogen- und Suchtpolitik gibt es derzeit eine Aufteilung auf drei Ebenen: Kommunen, Länder und Bund. Diese Aufteilung führt in der Praxis zu vielen verschiedenen Problemen. Gesundheitsrechte werden je nach Wohnort unterschiedlich gewährt (etwa durch den ländlichen Hausärzt*innenmangel, der stigmatisierte Personen noch stärker trifft als die Allgemeinbevölkerung) oder sogar vollständig verweigert – wie durch Bundesländer, die die Einrichtung von Drogenkonsumräumen (Forderung 9) und Drug Checking (Forderung 10) trotz bundesrechtlicher Entkriminalisierung dieser Angebote verhindern.
Bei der Strafverfolgung legen Polizei und Justiz der Bundesländer unterschiedliche Härten an. Auch mit dem neuen Cannabisgesetz sind die Bußgelder für die neu eingeführten Ordnungswidrigkeiten nicht bundeseinheitlich geregelt. Der cannabispolitische Flickenteppich besteht auch nach der Einführung des Cannabisgesetzes weiterhin fort. Das ist aufgrund des föderalen Aufbaus des deutschen Staates zwar nachvollziehbar, aber die Sinnhaftigkeit von unterschiedlichen Regelungen und Intensitäten sozialer und medizinischer Sicherungssysteme und der Strafverfolgung – von Bayern über Hessen, Sachsen, NRW bis Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern – fehlt.
Ein grober, lange bekannter Missstand ist auch die uneinheitliche Organisation von Prävention und Risikokompetenz-Trainings an Schulen gemäß Mindeststandards. Als wirksam erprobte Programme wurden bereits entwickelt, aber kommen jungen Menschen an vielen Schulen nicht zugute; Polizeiliche Ansprachen und Aufklärung über die Strafbarkeit gehören nicht dazu (Forderung 13).
Neben den Gesundheitsministerien der Länder und des Bundes nehmen die Innenministerien einen wesentlichen Einfluss auf die Schwerpunkte, öffentlichen Diskurse und die Durchsetzung der Drogenprohibition. Drogen- und Suchtpolitik wird in der Bevölkerung aber weithin nur im Gesundheitsministerium verortet. Die tatsächlichen Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsmächte dieser und weiterer beteiligter Behörden und Ministerien müssen verständlich gemacht und ihre aktuelle Rolle auf ihre Zweckmäßigkeit überprüft werden.