Der diesjährige Berliner Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende stand unter dem Motto „Öffentlicher Raum für alle. Safe Spaces – Safer Use.“ Statemens von Mitarbeiter*innen der Drogenhilfe sowie von Betroffenen Menschen wurden von O‑Tönen der Menschen begleitet, die täglich mit Obachlosigkeit, Kriminalisierung und Illegalität konfrontiert sind. Am Oranienplatz wurde das neue Denkmal, die bunte Bank, enthüllt.
#DuFehlst
Auf dieser Seite:
- Fotodokumentation
- Stellungnahmen von Beteiligten
- Die Aufnahme der O‑Töne zum Hören
- Presse und Pressemitteilungen
Eröffnung am Kottbusser Tor:
Martina Hoffmann, JES Berlin: „Schon 26 Jahre findet der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende stat. Er geht auf den Tod von Ingo Marten zurück, der am 21. Juli 1994 allein in einem Gebüsch verstarb. Seine Mutter und andere Eltern beschlossen 1998 nach einigen Mahnwachen den heutigen Gedenktag.
Noch nie gab es in Deutschland und in Berlin eine so hohe Zahl von Menschen, die an den Folgen illegaler Substanzen verstarben. Seit 2010 hat sich die Todeszahl fast verdoppelt, in Deutschland auf 2227 und in Berlin auf 271.
Sie versterben in Krankenhäusern, auf Bahnhöfen, in Kellern und sie sterben, wie Ingo Marten vor 30 Jahren noch immer in Gebüschen.
Drogenkonsumräume könnten dieses massive Sterben verhindern, so ist zum Beispiel in den 5 Berliner Konsumräumen noch nie jemand verstorben. Auch deswegen stehen wir wieder hier und fordern Konsumräume in allen Bundesländern, auch in Bayern, Drug Checking Angebote mit schnellen Ergebnissen für mehr Konsumsicherheit und Naloxonschulungen für Peergroups.“
Auch Momo hat solche Erfahrungen gemacht: „Menschen, die an Substanzgebrauch versterben, das wird stigmatisiert.“ Den Menschen werde eine Eigenverantwortung zugeschrieben. „Das ist ganz, ganz schmerzvoll, das muss sich ändern. Weil wir ganz oft nicht wissen, was die Geschichte des Menschen ist.“ (rbb, 22.7.24 und tagesschau, 23.7.24)
Akzeptanz fordert auch Nina Pritszens, Geschäftsführerin von vista Berlin, einem Verbund für soziale und therapeutische Arbeit, der Teil des Aktionsbündnisses ist. „Wir brauchen akzeptierende Drogenarbeit, um diese Menschen am Leben zu erhalten und auch um die Kieze zu entlasten“, so Pritszens. „Und wir brauchen vor allem eine sachorientierte Drogenpolitik. Strafe und Prohibition schützen tatsächlich niemandem.“ (rbb, 22.7.24 und tagesschau, 23.7.24)
Kommentar zur Lage in der Berliner Öffentlichkeit:
Menschen, die unter den erhöhten Risiken der Berliner Öffentlichkeit konsumieren oder konsumiert haben, beurteilen die Situation und den Bedarf (23:00 Minuten):
Sokrates Z. erzählt, dass er selbst Drogen konsumiert und bereits drei Freunde durch Drogenkonsum verloren hat. „Hilfsangebote fühlen sich eigentlich nur an wie ein Pflaster“, sagt er. Sie würden Symptome bekämpfen, aber nicht die Veränderung bringen, die es wirklich brauche. Er fordert die Entkriminalisierung von Drogenkonsum und Orte, an denen Menschen unkompliziert und legal Drogen kaufen können, bei denen sichergestellt sei, dass diese rein seien. „So hätten meine Freunde nicht sterben müssen, das hätte man verhindern können“, sagt er. (rbb, 22.7.24 und tagesschau, 23.7.24)
Enthüllung des neuen Denkmals am Oranienplatz:
Martina Hoffmann, JES Berlin: „Wir erleben auch in Berlin, dass Menschen, die nicht ins öffentliche Bild passen, wie zum Beispiel Drogengebrauchende und Obdachlose, von Orten wie dem Görli oder dem Kotti verdrängt und vertrieben werden. Menschen, die vertrieben werden, verschwinden aber nicht, sie befinden sich nur an einem anderen Ort.
Aber Berlin und der öffentliche Raum gehören uns allen.
Wir haben uns überlegt, wie wir dieses Thema sichtbar für alle umsetzen können. Es ist mir eine ganz besondere Freude, diese Bank nun mit euch gemeinsam zu enthüllen.
Mit dieser Bank, die wir direkt neben dem Baum platziert haben, den wir 2009 hier gepflanzt haben, wollen wir allen einen Ort zum Verweilen und Gedenken bieten.
Bedanken möchte ich mich bei der Bürger*innen-Jury, die im Rathaus Kreuzberg die Mittel für die Umsetzung dieser Aktionen bewilligt hat, beim Team der Notdienst-Werkstatt, den Kiez-Hausmeistern und natürlich beim gesamten Orga-Team des Berliner Gedenktages. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen.“
Presse:
Tagesschau (23.7.2024): Was Angehörige von Drogentoten sich wünschen
rbb Abendschau (22.7.2024): Zahl der Drogentoten auf neuem Höchststand
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