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Die bunte Bank am Oranienplatz

Der diesjährige Berliner Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende stand unter dem Motto „Öffentlicher Raum für alle. Safe Spaces – Safer Use.“ Statemens von Mitarbeiter*innen der Drogenhilfe sowie von Betroffenen Menschen wurden von O‑Tönen der Menschen begleitet, die täglich mit Obachlosigkeit, Kriminalisierung und Illegalität konfrontiert sind. Am Oranienplatz wurde das neue Denkmal, die bunte Bank, enthüllt.

#DuFehlst

Auf dieser Seite:

Die My Brain My Choice Initiative ist Teil des Aktionsbündnisses für den Gedenktag 2024 in Berlin-​Kreuzberg. Die Bündnispartner sind: JES Berlin, Deutsche Aidshilfe, Notdienst für Suchtmittelgefährdete und ‑abhängige, Bezirksamt Neukölln, Vista, My Brain My Choice Initiative, Berliner Aidshilfe, Fixpunkt mit Kotti-​Kompass, BerLUN; alle 93 Aktionen in Deutschland: www​.gedenktag21juli​.de. Von der My Brain My Choice Initiative wirkten am 21. Juli 2024 in Berlin-​Kreuzberg Philine Edbauer und Anja Cael mit.


Eröffnung der Gedenkveranstaltung am Kottbusser Tor mit über 100 Teilnehmenden.
Eröffnung der Gedenkveranstaltung am Kottbusser Tor mit Redebeiträgen und Musik.

Eröffnung am Kottbusser Tor:

Martina Hoffmann, JES Berlin: „Schon 26 Jahre findet der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende stat. Er geht auf den Tod von Ingo Marten zurück, der am 21. Juli 1994 allein in einem Gebüsch verstarb. Seine Mutter und andere Eltern beschlossen 1998 nach einigen Mahnwachen den heutigen Gedenktag.

Noch nie gab es in Deutschland und in Berlin eine so hohe Zahl von Menschen, die an den Folgen illegaler Substanzen verstarben. Seit 2010 hat sich die Todeszahl fast verdoppelt, in Deutschland auf 2227 und in Berlin auf 271.

Sie versterben in Krankenhäusern, auf Bahnhöfen, in Kellern und sie sterben, wie Ingo Marten vor 30 Jahren noch immer in Gebüschen.

Drogenkonsumräume könnten dieses massive Sterben verhindern, so ist zum Beispiel in den 5 Berliner Konsumräumen noch nie jemand verstorben. Auch deswegen stehen wir wieder hier und fordern Konsumräume in allen Bundesländern, auch in Bayern, Drug Checking Angebote mit schnellen Ergebnissen für mehr Konsumsicherheit und Naloxonschulungen für Peergroups.“

Umzug vom Kottbusser Tor zum Oranienplatz: „Fight the system, not the people. Harm Reduction now!“

Auch Momo hat solche Erfahrungen gemacht: „Menschen, die an Substanzgebrauch versterben, das wird stigmatisiert.“ Den Menschen werde eine Eigenverantwortung zugeschrieben. „Das ist ganz, ganz schmerzvoll, das muss sich ändern. Weil wir ganz oft nicht wissen, was die Geschichte des Menschen ist.“ (rbb, 22.7.24 und tagesschau, 23.7.24)

271 Schmetterlinge aus Kreide, einer für jede*n Berliner Verstorbene*n.

Akzeptanz fordert auch Nina Pritszens, Geschäftsführerin von vista Berlin, einem Verbund für soziale und therapeutische Arbeit, der Teil des Aktionsbündnisses ist. „Wir brauchen akzeptierende Drogenarbeit, um diese Menschen am Leben zu erhalten und auch um die Kieze zu entlasten“, so Pritszens. „Und wir brauchen vor allem eine sachorientierte Drogenpolitik. Strafe und Prohibition schützen tatsächlich niemandem.“ (rbb, 22.7.24 und tagesschau, 23.7.24)


Kommentar zur Lage in der Berliner Öffentlichkeit:

Menschen, die unter den erhöhten Risiken der Berliner Öffentlichkeit konsumieren oder konsumiert haben, beurteilen die Situation und den Bedarf (23:00 Minuten):

Schnitt: Matthias Seng (Notdienst Berlin) und Philine Edbauer (MBMC Initiative), mit Unterstützung von Chris Braucks (Natürliche Ausrede Podcast, MBMC Initiative); Interviews: Kotti Kompass (Fixpunkt)

Die Botschaft vom Bündnispartner Fixpunkt: „Unser Traum, unser Raum“

Sokrates Z. erzählt, dass er selbst Drogen konsumiert und bereits drei Freunde durch Drogenkonsum verloren hat. „Hilfsangebote fühlen sich eigentlich nur an wie ein Pflaster“, sagt er. Sie würden Symptome bekämpfen, aber nicht die Veränderung bringen, die es wirklich brauche. Er fordert die Entkriminalisierung von Drogenkonsum und Orte, an denen Menschen unkompliziert und legal Drogen kaufen können, bei denen sichergestellt sei, dass diese rein seien. „So hätten meine Freunde nicht sterben müssen, das hätte man verhindern können“, sagt er. (rbb, 22.7.24 und tagesschau, 23.7.24)


Enthüllung des neuen Denkmals am Oranienplatz:

Martina Hoffmann, JES Berlin: „Wir erleben auch in Berlin, dass Menschen, die nicht ins öffentliche Bild passen, wie zum Beispiel Drogengebrauchende und Obdachlose, von Orten wie dem Görli oder dem Kotti verdrängt und vertrieben werden. Menschen, die vertrieben werden, verschwinden aber nicht, sie befinden sich nur an einem anderen Ort.

Aber Berlin und der öffentliche Raum gehören uns allen.

Wir haben uns überlegt, wie wir dieses Thema sichtbar für alle umsetzen können. Es ist mir eine ganz besondere Freude, diese Bank nun mit euch gemeinsam zu enthüllen.

Mit dieser Bank, die wir direkt neben dem Baum platziert haben, den wir 2009 hier gepflanzt haben, wollen wir allen einen Ort zum Verweilen und Gedenken bieten.

Bedanken möchte ich mich bei der Bürger*innen-Jury, die im Rathaus Kreuzberg die Mittel für die Umsetzung dieser Aktionen bewilligt hat, beim Team der Notdienst-​Werkstatt, den Kiez-​Hausmeistern und natürlich beim gesamten Orga-​Team des Berliner Gedenktages. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen.“

Links: Martina Hoffmann (JES Berlin) beim Enthüllen des neuen Denkmals
Links: Der leitender Restaurator der Bank
Plakette: 21. Juli, Internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende #DuFehlst. Der QR-​Code führt zu: www​.gedenktag21juli​.de
Links: Martina Hoffmann, JES Berlin; rechts: Philine Edbauer, MBMC Initiative, mit einem der Papier-​Schmetterlinge der Schöneberger Tageswerkstatt.

Presse:

Tagesschau (23.7.2024): Was Angehörige von Drogentoten sich wünschen

rbb Abendschau (22.7.2024): Zahl der Drogentoten auf neuem Höchststand

Pressemitteilung des Berliner Bündnisses für den Gedenktag 2024: Sicherheit statt Mitleid – 271 Drogentodesfälle 2023 in Berlin. Ein trauriger Höchststand.

Pressemitteilung und politische Forderungen des JES Bundesverbands: DROGEN… TOD… STEIGENDE ZAHLEN… 2.227… ÜBERLEBEN… JES FORDERT EIN

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