Im Fachartikel „Cannabis Regulation Through the “Without Right” Clause in Article 2(1) of EU Framework Decision 2004/757/JHA on Illicit Drug Trafficking“ legen Prof. Piet Hein van Kempen und Prof. Masha Fedorova die Grenzen und Spielräume des EU-Rechts und der Drogenkontrollverträge dar. Nationale Lizenzsysteme zur Regulierung von Cannabis durch einzelne Mitgliedsstaaten stehen nicht zwangsläufig im Wiederspruch zu den internationalen Übereinkommen.
Angesichts dessen, dass mehrere EU-Länder ein Interesse an der Veränderung der Cannabispolitik haben, ohne dabei die Verträge dauerhaft zu verlassen, bietet es sich an, die vertraglich vorgesehenen Mechanismen für Ausnahmen (EU-Recht) und Abweichungen (UN-Vertragsrecht) zu nutzen. Deutschland kann seine Argumentation auf die Verbesserung des Gesundheitsschutzes, Verringerung von Gewalt durch Kriminalität und anderer Menschenrechte stützen. Mitgliedsstaaten können dies sowohl alleine als auch in einer gemeinsamen Initiative mehrerer Länder angehen.
Der Artikel erschien in seinem englischsprachigen Original Anfang März im „European Journal of Crime, Criminal Law and Criminal Justice“. Die deutschsprachige Übersetzung kann auf der Website der Radboud Universität Nijmegen abgerufen werden. (Ins Deutsche übersetzt von Philine Edbauer (#MyBrainMyChoice Initiative) und RA Lito M. Schulte (LitoLaw).)
Der Rahmenbeschluss 2004/757/JI (engl. 2004/757/JHA) des Rates vom 25. Oktober 2004 zur Festlegung von Mindestvorschriften über die Tatbestandsmerkmale strafbarer Handlungen und die Strafen im Bereich des illegalen Drogenhandels, dessen Ausnahmenregelung die Autor*innen des Fachartikels erörtern, kann hier eingesehen und mehrsprachig angezeigt werden.
Kommentar von Philine Edbauer (#MyBrainMyChoice Initiative):
Philine Edbauer war am 15.3.2023 auf Einladung der Bundesregierung als Einzelsachverständige im Gesundheitsausschuss und bestätigte, dass es seitens EU-Recht und internationalen Verträgen keinen Anlass gibt, von den Plänen der legalen Marktregulierung abzuweichen. (Aufzeichnung)
Deutschsprachige Presse über den Fachbeitrag von Prof. Piet Hein van Kempen und Prof. Masha Fedorova:
Hasso Suliak (lto.de): Cannabis-Freigabe und internationales Recht – Ist die Legalisierung ein Gebot der Menschenrechte? 1.3.2023
Sueddeutsche Zeitung / dpa: Rechtsgutachten uneinig bei Cannabis-Legalisierung 1.3.2023
Weitere Beiträge über die internationale Drogenpolitik bei uns im Blog:
Cannabis und internationale Drogenpolitik: Die 63. Sitzung der CND (Nils Biedermann, 2020)
Drogenpolitischer Fortschritt bei der UN? Ergebnisse der CND-Sitzung und progressive Töne beim INCB (Nils Biedermann, 2020)
Im (von uns auf Deutsch herausgegebenen) Praxisleitfaden „Cannabis Regulieren“ der Transform Drug Policy Foundation:
Kapitel 3G: Cannabis und die internationalen Einheitsübereinkommen (Kurzfassung / Buch)
[…] Einordnung der Rechtslage und des Handlungsspielraums des EU-Rechts und die Rolle internationalen Verträge durch Prof. van Kampen und Prof. Fedorva. Englische und deutsche Fassung des Artikels sind hier verlinkt: https://mybrainmychoice.de/eu–recht […]
[…] liefert weitere Informationen zu Cannabis und dem EU-Recht. Die beiden Sprachfassungen haben wir hier verlinkt und […]