Ob auf der Arbeit, auf dem Weg durch das Viertel, beim Einkaufen, Stadtbummel oder beim Ausgehen: überall lässt sich Konsum beobachten oder man wird dazu eingeladen, selbst mitzumachen.
(Lifestyle-)Shopping, Alkoholwerbung, Tabakrauch oder Social Media: Einige Konsumformen begleiten unseren Alltag ganz selbstverständlich. Diese Sichtbarkeit im öffentlichen Raum kann und soll (etwa durch Werbung) Konsumentscheidungen beeinflussen. In unserer Gesellschaft gilt ständiger Konsum als Norm – dieser Umstand muss Anerkennung finden und in Regulierungen münden, die weitestgehend sichere und selbstbestimmte Konsumentscheidungen ermöglichen, unabhängig vom Konsumgut.
Wir streben einen gesellschaftlichen Umgang mit psychoaktiven Substanzen an, der konsumfreie Räume ermöglicht. Für Abstand zu Konsum im öffentlichen Raum sollte man sich nicht erst an spezielle Orte begeben oder aus dem öffentlichen Leben zurückziehen müssen. Es braucht Bedürfnis- und Lebenswelt-orientierte Räume für Konsumierende wie für Nicht-Konsumierende.
Wo es nachvollziehbare konsumfreie Zonen gibt, braucht es ebenso Angebote für geschützte Räume für Drogenkonsum (Forderungen 9 & 10).
Das Cannabisgesetz hat zum Beispiel Konsumverbote tagsüber in Fußgängerzonen festgelegt, was sich auf weitere Substanzen ausweiten ließe; wichtig ist hierbei aber: Die Situationen von Patient*innen, die unterwegs Substanzen als Medikamente zu sich nehmen müssen (Forderung 12), und Personen, die keine Wohnung zum Rückzug haben, müssen bei der Planung konsumfreier Zonen berücksichtigt werden.
Drogenpolitische Gesetze dürfen kein Instrument mehr zur Vertreibung von Menschen aus dem öffentlichen Raum sein. Wenn es für alle Substanzen legale Konsummöglichkeiten in offenen und geschlossenen Räumen gibt, dann kann die Festlegung von Konsumzonen bzw. konsumfreien Zonen ein sinnvolles Instrument sein, um den öffentlichen Raum und den Alltag als weitestgehend für alle Personen zugängliche und wohltuende Orte zu gestalten.
Zum Weiterlesen:
- Personen, die unter den erhöhten Risiken der Berliner Öffentlichkeit konsumieren oder konsumiert haben, beurteilen die Situation und den Bedarf: mybrainmychoice.de/o‑ton/