Um Jugendliche zu schützen, muss auch für sie der Umgang mit Substanzen entkriminalisiert sein. Die Strafverfolgung von Minderjährigen darf nicht weiter als Teil der Lösung betrachtet und muss durch zugewandte, evidenzbasierte Ansätze ersetzt werden.
Finanzielle Mittel sollten stattdessen in Prävention, Harm Reduction, Intervention und andere Bereiche des Jugendschutzes investiert (Forderung 8) und ausschließlich von fachlich qualifiziertem Personal unter Berücksichtigung aktuellster fachwissenschaftlicher Standards durchgeführt werden. Von offizieller Seite braucht es mehr wirksame Maßnahmen zur Aufklärung, die dabei auch die vielfältigen gesundheitlichen, menschlichen Bedürfnisse vermitteln.
Bevormundung und Abschreckungsversuche sind ungeeignet, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und ein gesundes Risikobewusstsein zu bestärken.
Für einen wirksamen Jugendschutz ist es notwendig, junge Menschen und Heranwachsende als Expert*innen ihrer Lebenswelten und Generation ernst zu nehmen.
Die Drogenaufklärung durch Polizeibeamt*innen an Schulen verfehlt ihr Ziel und ist insgesamt ungeeignet, jungen Menschen zu vermitteln, was für einen bewussten und sicheren Umgang mit Drogen wichtig ist. Es gibt inzwischen evidenzbasierte Weiterbildungen für Lehrkräfte und geeignete Programme von Externen. Gerade Schüler*innen, die früh Rauscherfahrungen machen, wünschen sich Expertise statt moralisierender Schreckensbotschaften.
Jugendschutz darf nicht in Form von Erwartungen auf junge Menschen projiziert werden, sondern bedeutet, dass wir Erwachsenen Verantwortung übernehmen müssen, anstatt nach Schuldigen zu suchen. Erwachsene müssen eigenverantwortlich adultistische Verhaltensweisen reflektieren und jungen Menschen Räume schaffen, um Bedarfe und Bedürfnisse erkennen, äußern und verwirklichen zu können.
Jugendschutz darf in der politischen Debatte kein leeres Schlagwort sein. In einer konstruktiven Auseinandersetzung müssen wir Fragen stellen wie: „Wäre es sinnvoller, Cannabis für junge Menschen legal zugänglich zu machen, damit Minderjährige besseren Zugang zu niedrigen Dosierungen ohne gefährliche Streckstoffe haben?“. Die Beantwortung muss unter Einbezug von Minderjährigen in vielfältigen Lebenssituationen geschehen.
Zum Weiterlesen:
- European drug prevention quality standards (EDPQS) euda.europa.eu/publications/manuals/prevention-standards/about_en
- EUPC: Europäisches-Präventionscurriculum finder-akademie.de/eupc/
- Grüne Liste Prävention gruene-liste-praevention.de/nano.cms/datenbank/information
- FINDER Akademie: REBOUND Projekt finder-akademie.de/projekte/rebound‑2–0/
- Jörg Böckem und Henrik Jungaberle: „High Sein: Ein Aufklärungsbuch“
- My Brain My Choice Blog: „Die Stellungnahme der Drogen- und Suchtkommission von 2002“ mybrainmychoice.de/drogen-und-suchtkommission/