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Schlagwort: Sucht

Beate Stör: „Du“ – Gedicht zum Gedenktag 2023

Gast-​​Beitrag von Beate Stör (Elternkreis Leutkirch) Gedicht zum Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_​​innen am 21. Juli 2023. Dass Du leidest geschieht Dir recht, denn Du nimmst Drogen – Du bist schlecht. Du kannst nicht zur Arbeit gehen? Das können wir gar nicht verstehen und verlieren die Geduld, denn Du bist selber daran schuld! Kein Mensch hat gesagt Du sollst das nehmen, mit Dir,…

Drogen“ – Ein Gedicht von Beate Stör

Drogen hat´s auf dieser Welt immer schon gegeben. Teils bereichern, teils zerstören sie Leben. Es kommt halt eben darauf an, wo man sie erstehen kann. Manche sind seit ew´gen Zeiten fest im Alltag integriert Kein Mensch der Böses dabei denkt, dass man sie konsumiert. Die anderen Arten allemal Sind bei uns eben illegal. Folglich sind deren Konsumenten schlecht, denn bei uns…

Memorandum: Das Stigma von Sucht verstehen und überwinden

2016/​​2017 hat eine Gruppe aus Fachleuten der Suchtforschung und anderen Disziplinen sowie Praktiker*innen der Suchthilfe ein Memorandum erarbeitet. Es schildert die Problematiken der Stigmatisierung von Sucht und gibt Kolleg*innen sowie der Politik Handlungsempfehlungen, um diese zu beheben. Die Autor*innen des Memorandums werden am Ende der Seite vorgestellt. Die #mybrainmychoice Initiative war nicht an der Entstehung des Memorandums beteiligt. Wir verwenden…

Risikoarmer Drogenkonsum ist möglich: Ohne Stigma, Angst und Polizei

Der Redebeitrag von Philine Edbauer zur Berliner Tanzdemo „Wem gehört die Stadt?“ 2021 (für den Erhalt von vielfältiger Clubkultur, gegen Immobilienspekulation) Welche Informationen gibt uns die Bundesregierung zum Alkoholkonsum? Auf der Kampagnen-​​Seite von Kenn dein Limit wird risikoarmer Alkoholkonsum für gesunde Erwachsene definiert als: Nicht mehr als 1–2 Standardgläser am Tag. Ein Standardglas ist ein kleines Bier, ein Glas Wein…

Eigenverantwortung zutrauen statt dämonisieren!

Der Redebeitrag von Elli Schwarz zur Hanfparade 2021 Fast die Hälfte, 47,2%, aller jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren in Deutschland, hat schon mal eine illegale Droge ausprobiert. Drogengebrauch passiert alltäglich. Das wissen wir alle. Nur unsere Regierung verdrängt diesen Fakt sehr gerne. Menschen werden so oder so nicht aufhören Drogen zu konsumieren, nur weil die Politik seit Jahrzehnten…

Mit würdevoller Substitution und Safe Supply gegen den Drogentod

Der Redebeitrag zum Gedenktag an die verstorbenen Drogengebraucher:innen 2021 von Elli Schwarz und Philine Edbauer Organisation des Gedenkens und Protests am Kottbusser Tor: JES Berlin Infos zum Internationalen Gedenktag (21.7.): gedenktag21juli​.de Es ist wichtig, dass es Therapiemöglichkeiten für abhängige Drogenkonsumenten:innen gibt, die nicht Abstinenz als Bedingung (oder direktes Ziel) setzen und den Gebrauchern:innen Möglichkeiten bieten, den Weg in einen normalisierten…

Über Prävention und Sucht – Ein Gespräch mit Jörg Böckem

Jörg Böckem, geb. 1966, arbeitet als freier Journalist für renommierte Zeitungen wie den Spiegel, Die Zeit und das ZEIT-​​Magazin. Er hat drei Bücher über Drogen, Rausch und Sucht geschrieben und ist Co-​​Autor zweier weiterer Bücher, unter anderem des Aufklärungsbuchs „High sein“ (2015), das er zusammen mit dem Substanzforscher und Präventions-​​Praktiker Dr. Henrik Jungaberle geschrieben hat. In seiner Autobiographie „Lass mich…

Die Erfindung der „Sucht“ und ihre schwerwiegenden Konsequenzen

Wenn von „Sucht“ gesprochen wird, hat man schnell Bilder vor Augen, was damit gemeint ist. Korbinian Baumer argumentiert dafür, genauer hinzusehen, weil sich die Vorstellungen, die wir von „Sucht“ haben – ob als persönliches Versagen oder als Krankheit – schädlich auswirken. Für seine Masterarbeit hat er zu „Sucht“ und Stigmatisierung in Dar es Salaam (Tansania) geforscht und für #mybrainmychoice den theoretischen Teil seiner Arbeit zusammengefasst.

Sucht“ – dieser Begriff ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, kaum eine Diagnose ist in der Gegenwartsgesellschaft so verbreitet. Jede erdenkliche menschliche Handlungsweise kann durch das Suffix „Sucht“ in ein problematisches Verhalten verwandelt werden (Dollinger & Schmidt-​Semisch 2007: 7). Das Spektrum reicht hierbei von den „klassischen“ Drogensüchten bis hin zu Substanz-​ungebundenen „Süchten“ wie zum Beispiel „Sexsucht“, „Spielsucht“, „Internetsucht“ oder „Fettsucht“. Bücher, die es der*dem Leser*in erleichtern sollen, sich aus den Fängen ihrer*seiner „Sucht“ zu befreien, sind zu einem Kassenschlager avanciert. Der Begriff „Sucht“ ist fest in unserer Alltagssprache verankert, wenngleich er nur selten wirklich hinterfragt wird. Auch in der Wissenschaft hat sich das Suchtkonzept derart verfestigt, dass es von der Mehrheit der wissenschaftlichen Gemeinde kaum noch als hinterfragbare Theorie angesehen wird (Frenk & Dar 2000: 1), obwohl es keine eindeutige, auf hinreichenden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Definition für dieses Konzept gibt: „addiction is a muddy term [which] […] has passed into that group of terms that elude precise definition“ (Ray & Ksir 1987: 24,26).