Bericht von Martina Hoffmann für das Bündnis Gedenktag Berlin
Der diesjährige Berliner Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende stand unter dem Motto „Öffentlicher Raum für Alle! Safe spaces – Safer use.“
Der Berliner Gedenktag, der auch durch die dezentral liegenden Einrichtungen unterstützt wurde fand in diesem jahr gleich an zwei Orten statt: Am Kottbusser Tor wechselten sich Reden und Musik von Musik von Ralf Junker und Huckleberry ab.
Redner*innen waren u. a. Nina Pritszens, Geschäftsführerin von vista Berlin: „Wir brauchen akzeptierende Drogenarbeit, um diese Menschen am Leben zu erhalten und auch um die Kieze zu entlasten“ „Und wir brauchen vor allem eine sachorientierte Drogenpolitik. Strafe und Prohibition schützen tatsächlich niemanden.“
Marc Seidel von JES Berlin. „Die aktuelle Crackkonsumlage in Berlin ist besorgniserregend und spiegelt einen bundesweiten Trend wider. Wir müssen drigend mehr für diese Menschen tun“, so seine Botschaft.
Philine Edbauer Leiterin der My Brain My Choice Initiative stellte die Entkriminalisierung und die Legalisierung der Drogenmärkte in den Mittelpunkt ihrer Rede.
Um 15 Uhr zog die gut besuchte Veranstaltung weiter zum zur nächsten Aktion. Mit selbst gemachten Transparenten und gebastelten Schmetterlingen aus Papier in allen Händen gab es einen Gedenkmarsch vom Kottbusser Tor bis zum Oranienplatz. Dieser führte über einen Weg, der mit vielen bunten Schmetterlingen besprüht war – für jeden der 271 Verstorbenen gab es einen Schmetterling. Es waren emotionale, bewegende Momente.
Der Gedenkmarsch wurde von O‑Tönen der Menschen begleitet, die täglich mit Obdachlosigkeit, Kriminalisierung und Illegalität konfrontiert sind, Menschen die aktuell konsumieren und auf Beratungsstellen und niedrigschwellige Angebote angewiesen sind.
Am Oranienplatz wurde eine Gedenkbank in Regenbogenfarben enthüllt. Martina Hoffmann von JES Berlin: „Wir haben uns überlegt, wie wir das Thema „Öffentlicher Raum für alle. Safe Spaces – Safer Use“ sichtbar für alle umsetzen können. Mit dieser Bank, direkt neben dem Baum, den wir 2009 hier gepflanzt haben, wollen wir allen Menschen einen Ort zum Verweilen und Gedenken bieten.“
Mitarbeiter*innen und KlientInnen vom Projekt Kotti Kompass (Fixpunkt) sorgten am Oranienplatz für Getränke und Kuchen. Es fanden viele nette Gespräche und Interviews statt und es gab noch genügend Zeit für Videos und Fotos.
Wir bedanken uns bei der Bürger*innen Jury, die im Rathaus Berlin Kreuzberg die FEIN Mittel (freiwilliges Engagement in Nachbarschaften) für die Umsetzung dieser Aktionen bewilligt haben.
Ebenso gilt unser Dank dem Team der Holz Werkstatt vom Notdienst e. V.



Die My Brain My Choice Initiative war 2024 Teil des Berliner Bündnisses und hat die Organisation unterstützt. Unser Bericht: Die bunte Bank am Oranienplatz
Fotos: Anja Cael (My Brain My Choice Initiative)
Über die Autorin:
Martina Hoffmann ist die Leiterin der Ortsgruppe JES Berlin und des Aktionsbündnisses zum Berlin-Kreuzberger Gedenktag.
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