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Bild: Egor Lyfar (Unsplash)

An der Seite unserer Peers: Was zu wissen und zu tun ist!

Menschen, die Drogen nehmen, und auf medizinische Versorgung angewiesen sind, gehören zu den besonders vulnerablen Gruppen auf der Flucht und in der Ukraine. Auf dieser Seite sind Informationen versammelt und Ressourcen verlinkt, was du mit und ohne Geld tun kannst. Einige Informationen sind auf Englisch, die aber mit dem Programm deepl​.com gut übersetzt werden können.

Erweitert und überarbeitet am: 19.12.2023

Winter 202324

Der JES Bundesverband und Vision e.V. organisieren Sach- und Geldspenden für drogengebrauchende und substitutierende Menschen in der Ukraine. Die Partnerorganisationen vor Ort sind die Vereine VOLNA und VONA.

Was gebraucht wird, die Adresse der Abgabestelle in Berlin und die Kontoinformationen finden sich hier auf der JES-​Website bzw. hier (Link zum PDF).

Warum Putin über Drogenkonsum spricht

Wir haben einen Artikel übersetzt, der die russische Drogenpolitik und Putins Behauptungen, die ukrainische Regierung nehme Drogen und sei deswegen außer Kontrolle und zu bändigen, einordnet. Putin führt seit 20 Jahren einen der weltweit härtesten Drogenkriege gegen seine Bevölkerung. Er ist ein Mittel der Erniedrigung, Stigmatisierung, Willkür und ein Mittel, um in die Privatsphäre eindringen zu können. 

Inhaftierte Drogengebrauchende und (angebliche) Kleindealer*innen, deren einzige Perspektive noch das Leben im russischen Gefängnis oder als marginalisierter, verelenderter Abschaum in der Gesellschaft war, wurden als Soldat*innen rekrutiert, nur um an der Front verscherbelt zu werden. Auch darin hat die repressive Drogenpolitik und der Entzug von Gesundheitsleistungen ihren Zweck.

Das globale Stigma ist so groß – und durch die UN-​Drogenübereinkommen – prinzipell gerechtfertigt (wenn auch nicht mit dem Ausmaß an Gewalt), dass Putin auf diesem Bild von (bestimmten) illegalen Drogen und seinen Nutzer*innen aufbauen und es extrem verschärfen konnte. Indem Putin & Co. die ukrainische und andere ihm gefährliche Regierungen auf eine Ebene mit der Vorstellung von Menschen stellt, die er in Russland als zu bändigende Gefahr verankert hat, stilisiert er diese als einerseits lachhaft und andererseits als unkontrollierte Gefahr.

Es wäre eigentlich international als leicht durchschaubar zu erwarten, aber der Populismus und das Schüren von Angst vor Menschen, die jene im Strafrecht verankerten Drogen gebrauchen, die in den jeweiligen Gesellschaften unter den armen Menschen am meisten verbreitet sind, sind in jedem Land mehr oder weniger Methode. Deswegen ist es wichtig, sowohl die Narrative Putins und anderer autokratischer Herrscher zu durchschauen als auch gleichzeitig die inheränten Probleme von Drogenpolitik in der eigenen Gesellschaft nicht als vernachlässigbar zu übergehen. Zwei Veröffentlichungen seintens UN diesen Jahres heben den Zusammenhang zwischen Drogenpolitik und der Diskriminierung und Bestrafung von armutsbetroffenen Menschen und anderen marginalisierten Bevölkerungsgruppen deutlich hervor:

Bericht aus Mariupol

This is the story of Natasha Kaluzhskaya, a patient in an opioid substitution programme in Mariupol, Ukraine. Mariupol was completely destroyed by the Russian army in 2022. Under the bombs, Natasha rescued people who were using drugs. She managed to survive. And today she stands as a witness to the crimes of war in Ukraine“: Eine Drugreporter Reportage

Weiteres zur Versorgung von opioidabhängigen Menschen in der Ukraine findet sich hier beim Forum Substutionspraxis.

Erkenne falsche oder irreführende Informationen:

Informiere dich und bleibt interessiert!

Die folgenden Organisationen liefern laufend Informationen:

We appreciate the neighboring countries who have accepted refugees and call on them to ensure open access to harm reduction, HIV and TB services, and call on all UN agencies and Member States to ensure our community in Ukraine is not left behind amidst the crisis response.

According to UNAIDS, people who inject drugs make up close to 10% of new HIV infections globally and are 35 times more likely to be living with HIV. The criminalisation of drugs, along with associated stigma and discrimination, is the primary driver of this problem. […]

Using drugs does not forfeit human rights, yet many States continue to enforce drug laws which impede the right to health for people who use drugs. Approaches committed towards the health and human rights of people who use drugs are urgently needed. Member States such as the Netherlands, and UN agencies such as UNAIDS, UNODC HAS, OHCHR and UNDP have done good work towards aligning human rights and drug policies, often in partnership with the community of people who use drugs.“

INPUD (International Network of People who Use Drugs) Statement beim 65th der Commission on Narcotic Drugs (Suchtstoffkommission) 17.3.2022

Spende an:

Eurasian Harm Reduction Association (EHRA) & Convictus Ukraine
Fokus auf Drogengebraucher*nnen und Aktivist*innen für Harm Reduction

100% LIFE
Fokus auf medizinischer Versorgung und Notversorgung

Alliance for Public Health
Fokus auf der Unterstützung von Teilnehmern an bestehenden Harm Reduction Programmen, Flüchtenden und der Beschaffung von medizinischem Material

Spendenaktion „Queere Nothilfe Ukraine“
Fokus auf die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen

Diese ersten drei Spendenempfehlungen sind verifizert und empfohlen vom internationalen drogenpolitischen Dachverband idpc, letztere von der Deutschen Aidshilfe.

Verteidige die Wahrheit!

Democracy has become a woman-​to-​woman, man-​to-​man defense of our values. We’re at a sliding door moment, where we can continue down the path we’re on and descend further into fascism, or we can each choose to fight for a better world. To do that, you have to ask yourself: what are you willing to sacrifice for the truth?”

– Maria Ressa: Nobel Price Speech 2021

Es ist nicht egal, was man sagt! Desinformationskampagnen destabilisieren und gefährden unsere Demokratie und sind längst teil der Kriegsführung. Was du tun kannst: Mische dich ein und hör nicht auf, über den Krieg zu reden.

Lass dich von klugen Menschen inspirieren: 

Folge Journalist*innen wie Anastasia Tikhomirova auf Twitter, Facebook und Instagram!

Bild: Ehimetalor Akhere Unuabona (Unsplash)

Vorsicht vor Antislawismus!

Es ist der Kreml, der den Antislawismus der Deutschen füttert und nutzt. Auch hier findet der Informationskrieg statt. Hör oder lies dazu diesen Beitrag: Antislawische Straftaten in Deutschland: Zwischen echter Bedrohung und Kreml-Propaganda

Das Bundeskriminalamt (BKA) zählt aktuell pro Woche rund 200 Straftaten gegen Menschen, die für russischstämmig gehalten werden. […]

Opfer sind nicht nur Menschen mit einem russischen Hintergrund. Auch Armenier oder Georgier würden angefeindet, so Prokopkin. Und selbst Menschen aus der Ukraine treffe es. Es reiche, mit Russland in Verbindung gebracht zu werden. […]

Der Kreml greife solche Fälle auf und verwende sie für die eigene Propaganda, berichtet Prokopkin. „Propaganda agiert nicht nur mit Lügen, sondern nimmt teilweise Fakten auf und vermischt sie mit Lügen, sodass alles sehr aufgebauscht wird.“ So werde dann aus Einzelfällen ein Bild vom russenfeindlichen Europa konstruiert. Und Russland sei dann natürlich die „schützende Macht“. […]

Alle von antislawischer Diskriminierung Betroffenen könnten sich an die Polizei wenden, betont Prokopkin. Vor allem bei Straftaten sei sie die Ansprechpartnerin. Daneben gebe es außerdem Antidiskriminierungsstellen, wie etwa die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder das Antidiskriminierungsbüro des Landes Sachsen in Leipzig.“

Geh demonstrieren!

Zeige den Menschen, die gerade ihr Leben einsetzen, deinen Rückhalt, halte Solidarität und Zusammenhalt hoch. Halte den Krieg sichtbar.

Es ist leicht, solche Aktionen zynisch zu belächeln. Sie werden Putin nicht beeindrucken. Aber man muss sie trotzdem verteidigen. Wer etwas tut, tut es nicht nur für sich. Er sucht damit Seelenverwandte. […] Es ist jetzt die Zeit, in der wir die Hilflosigkeit gegen den Zynismus verteidigen müssen. Die Würde gegen die Resignation. Die Seele gegen die Angst. Es geht darum, wer wir sind. Und vielleicht kann, wer etwas tut, sogar den Menschen in der Ukraine zeigen, dass sie nicht mehr auf taktisches Schweigen treffen. Sie verdienen Seelenverwandte.“

– Georg Löwisch: Was löst der Krieg in uns aus?, in: ZEIT Nr. 10/​2022


Last but not least: Bereite dich selbst auf eine Situation vor, in der die Versorgung für ein paar Tage stocken könnte, sei es durch einen Ausfall der Strom- oder Wasserversorgung: Das Bundesamt für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz gibt seit Jahren allgemeine Empfehlungen für sinnvolle Vorräte. Hast du zum Beispiel immer ausreichend Medikamente zu Hause? Hol dir am besten auch die App „NINA“ aufs Handy.

Was man in verschiedenen Situationen beachten sollte, wie Erste Hilfe geht und was man sinnvollerweise immer zu Hause haben sollte: Die Informationen vom Bundesamt für Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz

Bild: Jakub Ivanov (Unsplash)

Sende weitere Hinweise – auch zu russischen/​russländischen Peers in Not – bitte an mbmc [at] mybrainmychoice . de

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