Crack: Wie Ehrenamtliche vermeidbare Schäden reduzieren

Dieser Artikel erschien zuerst im Drogenkurier, dem Magazin des JES-​Bundesverbands. Wir danken dem JES-​Bundesverband für die Erlaubnis zur Zweitveröffentlichung. Alle Ausgaben des Drogenkuriers und das Bestellformular fürs Abo finden sich hier. Alle Ausgaben stehen zudem kostenlos als PDF-​Download zur Verfügung. Dieser Artikel stammt aus Ausgabe 140, die hier vollständig gelesen werden kann.

Autoren: Stefan Ritschel, Dirk Schäffer

Das Thema Crack ist in aller Munde. In unzähligen Zeitungsbeiträgen wurde mal besser und mal schlechter über das Phänomen, mit dem fast alle Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe konfrontiert sind, beschrieben.

Hierbei möchten wir kritisch anmerken, dass wir nicht alle Berichte als zielführend empfanden, da Konsu­ment*innen in einer nicht akzeptablen Weise beschrieben wurden und die Skandalisierung im Vordergrund stand. JES und die Fachverbände Akzept und die Deutsche Aidshilfe haben mit Unterstützung vieler Expert*innen aus der Praxis den Versuch unternommen, das Thema zu versachlichen und Angebote für die Praxis zu beschreiben, die teilweise auch ohne umfangreiche finanzielle Förderungen umgesetzt werden können.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen hier die nachfolgend beschriebenen Maßnahmen und konzeptionellen Überlegungen.

Das Safer Crack Pack des JES-Bundesverbands

Aus eigener Initiative hat der JES Bundesverband bereits im Jahr 2020 Überlegungen angestellt, in welcher Form man den Gefahren von gesundheitlichen Schädigungen als Folge des Konsums von Crack begegnen könnte. Bereits in einer früheren Ausgabe des DROGENKURIER hatten wir das Projekt Safer Crack Pack vorgestellt.

Wir möchten nun einen Überblick über die Entwicklung des Projekts und die Akzeptanz in der vor Ort Arbeit und bei den Konsument*innen selbst geben. Zu unserer großen Freude wurde die Idee, ein Set zur Vermeidung bakterieller und viraler Infektionen zur Verfügung zu stellen, von immer mehr Einrichtungen, Städten und Konsument*innen angenommen. Dies macht ein Blick in die Abforderungszahlen der letzten Jahre deutlich.

JahrAbgegebene Sets
20203.000
20216.320
20229.828
202316.988
2024 (bis September)17.953
Gesamt54.089

88 Einrichtungen und weitere 22 JES Gruppen sowie 20 Privatpersonen aus 77 Städten machten von der Möglichkeit des Einkaufs dieses Harm Reduction Tools Gebrauch. Hierbei begrenzt sich der Bezug nicht alleine auf Deutschland. Auch Einrichtungen in Österreich der Schweiz und Frankreich nutzen dieses Angebot.

Die Besonderheit dieses Angebots liegt allerdings in der Eigeninitiative einer Selbstorganisation, die ohne externe Projektmittel das Projekt initiierte. So bezieht JES die einzelnen Utensilien aus Deutschland und dem europäischen Ausland und sorgt in Eigenleistung für die Konfektionierung und Distribution der Container.

Dies geschieht im Ehrenamt nach der Arbeitszeit an unzähligen Abenden im heimischen Wohnzimmer. Eine, wie wir finden, beeindruckende Leistung mit dem Ziel die Risiken die mit dem Konsum von Crack einhergehen zu reduzieren.

Handlungsempfehlung und Handreichung zum Umgang mit Crackkonsum

2022 wurden deshalb im Rahmen einer Fachtagung erste Empfehlungen zum Umgang mit rauchbarem Kokain (Crack) in der Drogenhilfe erarbeitet. Die Bundearbeitsgemeinschaft der Betreiber*innen von Drogenkonsumräumen in Deutschland trug auf ihrer Jahrestagung im Oktober 2023 regional existierende Angebote zusammen. Im Januar 2023 hatte bereits akzept e. V., der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend hat die Deutsche Aidshilfe gemeinsam mit den Betreibern der Drogenkonsumräume eine Handreichung erstellt. Die Publikation beschreibt, wie die Angebote der Aids- und Drogenhilfe für Crack-Konsument*innen angepasst werden können.


Die Links, Hervorhebungen und der Titel wurden nachträglich von MBMC hinzugefügt bzw. geändert. Der ursprüngliche Titel lautet „Crackkonsum – Die Arbeit von JES zum Thema Infektionsprophylaxe“.

Mehr zu Harm Reduction/​Schadensminderung im #MyBrainMyChoice Blog:
Über den Drogenkurier:

Seit 1990 informiert das Magazin über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen „Leben mit Drogen“, Medizin, Fortbildungen und Medien. Alle Ausgaben und weiteren Informationen sind hier kostenlos als PDF abrufbar und im Print-​Abo bestellbar.

Über den JES-​Bundesverband e.V.:

JES (Junkies, Ehemalige und Substituierte) ist ein bundesweites Netzwerk von Gruppen, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die sich unter dem gemeinsamen Dach des JES Bundesverbands für die Interessen und Bedürfnisse Drogengebrauchender Menschen engagieren. 

Nach oben scrollen