Gast-Beitrag von Beate Stör (Elternkreis Leutkirch)
Gedicht zum Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen am 21. Juli 2023.
denn Du nimmst Drogen – Du bist schlecht.
Du kannst nicht zur Arbeit gehen?
Das können wir gar nicht verstehen
und verlieren die Geduld,
denn Du bist selber daran schuld!
Kein Mensch hat gesagt Du sollst das nehmen,
mit Dir, da muss man sich echt schämen!
Auch ich hab´ einmal so gedacht
und mir das Leben leichtgemacht.
Bis Du – mein Sohn davon betroffen;
Ab da begann ich so zu hoffen,
dass er den Absprung schaffen wird.
Leider hab´ ich mich geirrt.
Gestorben bist Du durch die Sucht
und das traf mich mit voller Wucht.
Das Auf und Ab hab´ ich erlebt
hab´ gespürt, dass der Tod schon über Dir schwebt.
Und inzwischen längst schon kapiert,
dass eine Krankheit Dich regiert.
Sie bestimmte Dein Leben tagtäglich
die Lebensqualität war mehr als kläglich.
Bist so in Deiner Sucht verstrickt,
hat die Freude am Leben total erstickt.
Das ist wirklich zu bedauern
warst erdrückt von diesen Mauern
die Du selber Dir erschaffen
andere verurteilen Dich und gaffen.
man sollte Dir mal was auf Maul
geben, dann kannst Du Dich spüren
Du brauchst Dich gar nicht aufzuführen.
Du bist doch der letzte Dreck
Mich anzubetteln hat keinen Zweck.
Wenn Du Dir so ´nen Mist einverleibst,
dann musst Du sehen wo Du bleibst.
Kannst Du´s, oder will´s Du nicht checken.
Am Ende wirst Du elendig verrecken.
Wie reden die von meinem Sohn!?
So voll Verachtung und voll Hohn!
Mein lieber Sohn, das bist doch nicht Du!
Ich weiß bald nicht mehr was ich tu.
Merkt er denn nicht wo er hinsteuert,
ich denke doch, wenn er mir beteuert:
„Klar kenn ich das Risiko,
doch wenn´s so ist, dann ist es so!“
Hast Du abgeschlossen mit Deinem Leben,
Himmel, es muss doch Rettung geben!
Dir fehlt im Leben jeder Biss.
Du tust rein gar nix, hängst nur rum,
so zu leben ist doch dumm!
Wie kann man nur so existieren
und sich selber so verlieren.
Du lebst Dein Leben wie´s Dir passt
Du landest sicher noch im Knast!
Da gehörst Du letztendlich auch hin,
alles andere macht keinen Sinn.
Nein! Das kann und darf nicht sein.
So was zu sagen ist gemein.
Meine Nerven liegen blank,
Du, mein Sohn, Du bist doch krank.
Du hast Dich verändert, ich kenn Dich nicht mehr
Dich so zu erleben ist so schwer.
Was kann ich denn tun – was soll ich nur machen,
bei dem was Du tust vergeht mir das Lachen.
Ich mach mir um Dich sehr große Sorgen
und hoffe und bete jeden Morgen,
dass Du es einsiehst und Dir helfen lässt,
Dein Elend, die Not gibt mir den Rest.
ich denke nicht es gibt ´ne Wende
in Deinem Leben – Du wirst es nicht schaffen,
Deine Mutter macht sich für Dich zum Affen.
Sie meint immer noch sie könnte Dich retten,
da liegt sie verkehrt – darauf könnt´ ich wetten.
Ein hoffnungsloser Fall bist Du;
lass mich mit Deinem Scheiß in Ruh.
Such Dir doch gleich ´ne Grabstelle aus,
mir kommst Du auf jeden Fall nicht mehr ins Haus!
Es muss doch irgendwo Hilfe geben,
mein Sohn – gib nicht auf und bleibe am Leben.
Menschen wie Du fallen bei uns durchs Raster
das ganze Elend – es ist ein Desaster!
Wie kann ich all das nur ertragen,
kann mir das einmal irgendwer sagen.
Ich trau mich nicht mal darüber zu reden
Ich schlafe kaum noch und denke jeden
Morgen aufs Neue – wie geht es weiter,
die Angst um Dich – mein steter Begleiter!
Und dann der Schock – es ist vorbei,
Du bist nicht mehr da – Deine Seele ist frei.
Ich hab´ ja gesehen wie Du Dich quälst;
Nun bist Du gestorben und Du fehlst!
Beate Stör, 7. Juni 2023
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