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Bild: Ev (Unsplash)

Wir haben ein globales Drogenpolitik-Problem.

Philine wurde von der Linksfraktion eingeladen, auf dem Umzug der Hanfparade 2018 eine Rede zu halten. Da doch einige Informationen enthalten waren, haben wir hier für euch den Text mit den Literaturangaben zum Weiterlesen. Vielen Dank an alle, die dabei waren!


Wir haben ein globales Drogenpolitik-Problem:

Außergerichtliche Tötungen, Todesstrafen, Gefängnisstrafen, manchmal Jahrzehnte lang, Folter, Zwangs-​Einweisungen, Kalte Entzüge, Drogentests bei Schulkindern, Bußgelder, Führerscheinentzug, Jobverlust, Wohnungskündigungen, Stigmatisierung unter Freund_​innen und Familie, HIV-​Ansteckungen, weitere ansteckende Krankheiten, Strafverfolgung, Überdosis, Verunreinigungen, Vergiftungen, Finanzierung von Mafia, Kartellen und Waffen für andere Kriege, Zwangs-​Sterilisierungen, Vorenthalten wirksamer Suchthilfe und flächendeckender Drogenarbeit, Vorenthalten von Cannabis und anderen Substanzen als Medizin, Verharmlosung von Alkohol.

Kurz: Ein Krieg gegen Drogen ist ein Krieg gegen Menschen.

In Bangladesch wurden seit Mai dieses Jahres über 130 Menschen von Polizist_​innen auf den Straßen getötet, 16.000 Menschen verhaftet und 4.000 Menschen verurteilt. Südkorea finanziert der Regierung Überwachungstechnik und andere Polizeiausstattung, außerdem eine mediale Anti-​Drogen-​Kampagne. In den Philippinen wurden seit 2016 über 20.000 Menschen auf den Straßen getötet. 150.000 Menschen wurden verhaftet und 1,3 Millionen (sorry für den Versprecher!) Menschen haben sich selbst angezeigt. Der gewählte Präsident versprach, 3 Millionen Menschen zu töten, verglich sich selbst stolz mit Hitler und seine Vorhaben mit dem Holocaust. Die USA finanzieren die Regierung und Israel verkauft ihnen Waffen. Mexiko hatte 2017 mit über 22.000 Morden sein blutigstes Jahr, im Mai 2018 mit 4 Morden pro Stunde seinen blutigsten Monat. Mexikos neuer Präsident will liberalisieren, aber die USA mit Trump haben angesagt, dies verhindern zu wollen.

Menschen sterben und leiden wegen Drogengesetzen.

In Mexiko, Kolumbien, Sri Lanka, Indonesien, Malaysia, Thailand, Russland, USA, China, Iran, Saudi-​Arabien, Großbritannien, Tschechien und in allen weiteren Ländern, in denen es allein schon an Personal und der Finanzierung von flächendeckenden Einrichtungen fehlt, um Menschen, die nach Hilfe suchen zu unterstützen, inklusive Deutschland.

Drogenpolitik ist aus internationalen Abkommen ab Anfang des 20. Jahrhunderts hervorgegangen. Unser in Deutschland aktuell geltendes Betäubungsmittelgesetz ist ein Teil davon. Die Idee, dass Staaten gegen Drogenkonsum und ‑handel vorgehen sollen, wird unter anderem aufrecht erhalten von der Idee, dass Drogenkonsum moralisch verwerflich sei.

Drogen gehören aber seit jeher zur Menschheit dazu.

Anders gesagt: Drogenkonsum ist eine anthropologische Konstante. Übrigens auch bei einigen Tierarten (z.B. Lemuren und Delphine).

Mensch-​sein darf nicht kriminell sein!
Wer illegalisierte Drogen nimmt, ist auch nicht per se krank.

Trotz allen oder vielleicht wegen allen Übels befinden wir uns in einer globalen Liberalisierungsbewegung. Allein im letzten Jahr sind Georgien, Uruguay, Kanada, Israel, Niederlande, einige US-​Staaten, Luxemburg, Dänemark, Griechenland, Libanon und weitere Länder Schritte drogenpolitischer Liberalisierung gegangen oder es sind Gesetzesänderungen in Aussicht. In Bangladesch und in den Philippinen gehen Menschen auf die Straße, um gegen die Tötungen und Gewalt zu demonstrieren. In Deutschland haben wir mittlerweile Cannabis als Medizin – mehr oder weniger – und eine öffentliche Debatte für die Cannabislegalisierung geschaffen. Es ist dringend Zeit für drogenpolitischen Wandel!

Danke, dass ihr hier seid und für eure Rechte auf die Straße geht! Lasst uns damit nicht aufhören, bis jeder Drogenkrieg Geschichte ist!


Weitere drogenpolitische Informationen nach Ländern:
Talking Drugs Blog
Global Drug Survey 2018


Mehr zum Thema Cannabis?
Komm zu unserer nächsten Veranstaltung am 4.9.18 über CannaBusiness und Cannabispolitik!

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