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Bild: Testeur de CBD (Unsplash)

Cannabis-​Legalisierung in Solidarität mit den Dealer*innen!

Die #mybrainmychoice-​Rede von Philine beim 420 2019 im Görlitzer Park, Berlin.

Ich spreche für #mybrainmychoice. Wir sind eine Initiative, die die Stigmatisierung von Menschen als „süchtig“, „krank“, „nutzlos“ und „gesellschaftlich schädlich“ thematisiert, um zum Ende des Drogenkriegs beizutragen. Ich war letztens bei der International Cannabis Business Conference in Berlin. Neben den Unternehmen, für die legales Cannabis als Medizin gut genug ist, stehen andere Unternehmen in den Startlöchern für die Legalisierung. Der Druck auf die Groko steigt, auch, weil wir Jahr für Jahr und im Sommer Monat für Monat auf die Straßen gehen und unsere Rechte einfordern. In einigen Ländern gab es cannabispolitischen Wandel, aber auch ganz unterschiedliche Versionen von Legalisierung. Während in Uruguay die Cannabisversorgung über Apotheken, Cannabis Social Clubs und außerdem Eigenanbau organisiert wird, kann man in Kanada auch online einkaufen und Aktien handeln. Die dringende Frage ist dieses Jahr nicht mehr, warum Cannabis legalisieren? Sondern sie muss spätestens jetzt sein: Welche Legalisierung wollen wir für Deutschland? Da sollten wir mitmischen!

Wir wollen… einen legalen Cannabis-​Markt, von dem diejenigen profitieren, die sich mit allen Risiken und ihren Überzeugungen dafür einsetzen.

Wir wollen Gemeinschaftlichkeit und niedrige Preise: Wir wollen Cannabis Social Clubs.

Wir wollen Eigeninitiative und Leute mit grünem Daumen wertschätzen: Wir wollen Eigenanbau.

Wir wollen einen gesetzlichen Rahmen, der die Fehler bei Alkohol und Tabakzigaretten nicht wiederholt. Anbieter*innen sollen Anreize genommen werden, mehr zu verkaufen als Nachfrager*innen eigentlich möchten. Wir wollen ein Werbeverbot.

Wir wollen keinen Markt, der von wenigen großen Unternehmen dominiert wird, sondern eine große Vielfalt an Produkten und Unternehmer*innen. Wir wollen möglichst gleiche Chancen für alle Marktteilnehmer*innen.

Wir wollen Entschädigungen für diejenigen, die unter den jetzigen Gesetzen ins Gefängnis gehen oder ihren Führerschein aus unverhältnismäßigen Gründen abgeben müssen.

Ein Punkt ist mir besonders wichtig, in der Debatte zu betonen: Die momentan illegal arbeitenden Anbieter*innen sind nicht unsere Feinde. Und da habe ich eine Bitte an euch mit der Bitte sie auch weiterzugeben: Lasst uns aufhören, gegen den sogenannten Schwarzmarkt zu hetzen. Es gibt genügend starke Gründe, sich für die Drogenlegalisierung einzusetzen, als dass wir es nötig hätten, gegen Menschen zu hetzen, die selbst nicht oder nur schwer an der politischen Debatte teilhaben können. Das Schlechtreden des sogenannten Schwarzmarktes geht gut zusammen mit dem Schlechtreden von Flüchtlingen, wie es zum Beispiel in einigen Lokalblättern beliebt ist. Racial Profiling durch die Polizei ist bei der sogenannten Drogenbekämpfung ist ein leidiges Thema und sollte vielmehr breit kritisiert werden.

Der sogenannte Schwarzmarkt ist nicht ein Markt, sondern eine Vielzahl sehr beweglicher Strukturen, eine Vielzahl unterschiedlicher Biografien und Beweggründe, warum Mitmenschen nicht oder nur teils in einem legalen Markt Arbeit finden. Das ist auch eine Frage der Chancengleichheit in legalen Märkten. Einige Menschen, die in einem illegalen Markt arbeiten, sind auch in den illegalen Strukturen Gewalt ausgeliefert und können dies nicht bei der Polizei melden. Sie sind auf unsere Solidarität angewiesen und haben Dankbarkeit verdient, dass sie trotz aller Gefahren die Nachfrage bedienen und oft auf gute Qualität achten. Auch die Dealer*innen haben eine Debatte über ihre Entkriminalisierung und Unterstützung verdient.

Auf einen fairen Kampf für eine faire und baldige Cannabislegalisierung, die gegen den Drogenkrieg wirkt und zu drogenpolitischem Frieden ein großes Stück beiträgt!

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