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Foto: Davi Moreira (Unsplash)

2227 Drogentote 2023

Ein Gedicht von Beate Stör. Ein Gastbeitrag.

2227 Drogentote – was für eine schreckliche Zahl.
Ich denk nicht nur an die Verstorbenen, sondern auch an die Qual,
die sie selbst und ihre Familie durchstehen mussten,
vielleicht sogar mit dem bewussten
Wissen – einer Ahnung – volles Risiko.
Und wenn was passiert? „Dann ist das so!“
Hat er mir erwidert in patzigem Ton,
Nach dieser Frage an meinen Sohn,
Eine Antwort die niemand hören will.
Wieder ein Toter und alles bleibt still!
Was blieb mir als Mutter da zu sagen,
nachdem es passiert ist, seinen Tod zu beklagen.
Drogen haben erneut viele Opfer gefordert,
sie haben doch selbst die Drogen geordert.
Sagen mache, selber Schuld
und verlieren schon einmal die Geduld,
wenn es um dieses Thema geht.
Weil ein Drogengebraucher im Abseits steht,
werden sie stigmatisiert und diskriminiert
und man weiß doch, die sind kriminell.
Die Reaktion, sie kommt sehr schnell.
Es ist ungesetzlich was sie treiben,
warum lassen sie das denn nicht endlich bleiben?
Dass die Menschen krank sind, will niemand hören.
Es ist tragisch, dass sie sich selbst zerstören.
Sie alle sind nicht gesetzeskonform
und entsprechen nun mal nicht unserer Norm.
Das ließe sich ändern – s´ist höchste Zeit,
wir fordern für alle(s) Konsumsicherheit!
Das Hilfenetz ist zu schwach und versagt oft kläglich
und deshalb sterben viele tagtäglich
nicht nur bei uns – auf der ganzen Welt.
Bei uns scheitert Suchthilfe einfach am Geld.
Es wird gekürzt und gespart an allen Ecken,
was soll´s – sollen die eben dran verrecken!
Ich möchte schreien, dass mich das entsetzt,
dabei ist man doch heute gut vernetzt.
Die Möglichkeiten wären gegeben,
lasst uns was tun – lasst sie überleben.

Beate Stör
29. Mai 2024


Über Beate Stör:

Beate Stör leitet seit über 20 Jahren den Elternkreis Leutkirch im Allgäu – ein geschützter Ort für Eltern und Angehörige von suchtkranken oder ‑gefährdeten Kindern, die sich oft aus Scham, Angst und Überforderung zurückziehen. Beate Stör setzt sich für den Schutz von drogenabhängigen Menschen ein und spricht sich für die Entkriminalisierung von Eigenbedarfsmengen und flächendeckende Hilfsangebote aus sowie notwendige legale Regulierungen, um Drogengebrauchende vor tödlichen Überdosierungen und gefährlichen Beimengungen zu schützen. 2020 verlor sie ihren 43-​jährigen Sohn Bertram an eine Opioid-Überdosierung.

Weitere Gedichte von Beate Stör im My Brain My Choice Blog:

Das Gedicht „Du“
Das Gedicht „Die Menschenwürde“
Das Gedicht „Gestrandet“
Das Gedicht „Drogen“
Der Beitrag „Die Verbote bringen nichts“

Beate Stör im Interview:

Folge 18 der Video-​Reihe „Einsicht durch Zweisicht“ des Stigma e.V.

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Gedenk- & Protesttag 21. Juli:

Informationen und Veranstaltungen 2024: gedenktag21juli​.de

Handlungsempfehlungen:

Tagesschau, 29.5.2024: „Wir brauchen eine Kehrtwende in der Drogenpolitik“, Daniel Deimel, Suchtforscher Technische Hochschule Nürnberg (Video)

Deutsche Aishilfe, 29.5.2024: 2.227: Höchststand bei drogenbedingten Todesfällen – Handeln statt Mitleid!

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