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Kategorie: International / UN

Todesstrafe im Namen der „Drogenbekämpfung“

Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.“ – Artikel 5 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 Michael Kleim ist Theologe, Pfarrer der evangelisch-​​lutherischen Kirchengemeinde in Gera und Mitglied des drogenpolitischen Expert:innen-Netzwerkes Schildower Kreis. Seit vielen Jahren engagiert er sich für die Abschaffung der Todesstrafe. Nachdem er in der DDR-​​Opposition aktiv war – die…

International Overdose Awareness Day 2020

Der 31. August ist international als Overdose Awareness Day anerkannt, um den Menschen zu gedenken, die durch eine Überdosierung illegaler Drogen gestorben sind. Auch in Deutschland sterben jedes Jahr viele Menschen im Zusammenhang mit illegalem Drogengebrauch: 2019 waren es 1.398 Todesfälle – ein Anstieg von fast 10% zum Vorjahr – wobei Opioid-​​Überdosierungen der häufigste Grund sind. [2020 stieg die Zahl…

How we talk about drugs and why it matters

An interview with criminologist Liviu Alexandrescu
Zur deutschen Übersetzung

#mybrainmychoice: Why is the analysis of media coverage on drug users a relevant research topic?

Liviu Alexandrescu: As we can see well and beyond the scope of drug policy, how public discourse frames various events and conditions unfolding in the news cycle has consequences in terms of how the social issues framing them are eventually dealt with. This obviously matters for all manner of political and philosophical reasons relating to any democratic society’s responsibility to look after its most vulnerable. But even more so when it comes down to groups such as those deemed to be ‘problematic substance users’, who tend to be exposed to other vulnerabilities and forms of marginalization pertaining to low socio-​economic status, racist policing and so on.

These have been groups historically stigmatized and subjected to various forms of symbolic* and physical violence under the guise of the ‘war on drugs’ and prohibitionist drug laws, by governments, law enforcement and civil populations, often in complicity. Criminological research should aim to understand, as well as counteract the cultural mechanisms and persisting stigma that oftentimes legitimise the abuse they face.

Drogenpolitischer Fortschritt bei der UN? Ergebnisse der CND-​Sitzung und progressive Töne beim INCB

Anfang März fand die 63. Sitzung der UN-​Suchtstoffkommission (CND, Commission on Narcotic Drugs) statt. Die Beschlussfassung zu den Empfehlungen der WHO zur Cannabis-​Reklassifizierung wurde zwar vertagt, aber es haben sich auch einige interessante Dinge ereignet, die immerhin einen fortschrittlichen Eindruck machen. Mit diesem Beitrag schließt Nils Biedermann an seinen Artikel „Cannabis und Internationale Drogenpolitik: Die 63. Sitzung der CND“ über Drogenpolitik auf UN-​Level an, in dem er einen Überblick über die CND und ihre Abläufe gegeben hat.

Lesezeit: 7 Minuten

Cannabis und internationale Drogenpolitik: Die 63. Sitzung der CND

Ein Überblick über die internationalen Prozesse drogenpolitischer Gesetzgebung und die anstehende Sitzung der Commission on Narcotic Drugs. Nils Biedermann hat seine Bachelorarbeit über Drogenpolitik auf UN-​Ebene geschrieben. Letztes Jahr hatte er durch eine Einladung von MAPS die Chance, bei der 62. Sitzung der Commisson on Narcotic Drugs teilzunehmen. In diesem Beitrag für #mybrainmychoice erklärt er, was CND-​Sitzungen eigentlich sind und was von der 63. Sitzung zur Cannabis-​Regulierung erwartet werden kann.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Erfindung der „Sucht“ und ihre schwerwiegenden Konsequenzen

Wenn von „Sucht“ gesprochen wird, hat man schnell Bilder vor Augen, was damit gemeint ist. Korbinian Baumer argumentiert dafür, genauer hinzusehen, weil sich die Vorstellungen, die wir von „Sucht“ haben – ob als persönliches Versagen oder als Krankheit – schädlich auswirken. Für seine Masterarbeit hat er zu „Sucht“ und Stigmatisierung in Dar es Salaam (Tansania) geforscht und für #mybrainmychoice den theoretischen Teil seiner Arbeit zusammengefasst.

Sucht“ – dieser Begriff ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, kaum eine Diagnose ist in der Gegenwartsgesellschaft so verbreitet. Jede erdenkliche menschliche Handlungsweise kann durch das Suffix „Sucht“ in ein problematisches Verhalten verwandelt werden (Dollinger & Schmidt-​Semisch 2007: 7). Das Spektrum reicht hierbei von den „klassischen“ Drogensüchten bis hin zu Substanz-​ungebundenen „Süchten“ wie zum Beispiel „Sexsucht“, „Spielsucht“, „Internetsucht“ oder „Fettsucht“. Bücher, die es der*dem Leser*in erleichtern sollen, sich aus den Fängen ihrer*seiner „Sucht“ zu befreien, sind zu einem Kassenschlager avanciert. Der Begriff „Sucht“ ist fest in unserer Alltagssprache verankert, wenngleich er nur selten wirklich hinterfragt wird. Auch in der Wissenschaft hat sich das Suchtkonzept derart verfestigt, dass es von der Mehrheit der wissenschaftlichen Gemeinde kaum noch als hinterfragbare Theorie angesehen wird (Frenk & Dar 2000: 1), obwohl es keine eindeutige, auf hinreichenden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Definition für dieses Konzept gibt: „addiction is a muddy term [which] […] has passed into that group of terms that elude precise definition“ (Ray & Ksir 1987: 24,26).